Die Geschichte des Schinderhannes!

Geboren wurde Johannes Bückler im Herbst 1779 bei Nastätten (Taunus). Seine Mutter hieß Anna Maria Bückler, geboren Schmitt, und sein Vater Johannes Bückler, er war Kleinbauer und Feldhüter. Mit bereits 15 Jahren beging der junge Schinderhannes seine erste Tat, indem er versuchte, französische Soldaten zu bestehlen. Dabei wurde er ertappt, konnte aber schließlich fliehen.

 

Als er 1796 seine Lehre beim Abdecker Nagel in Bärenbach (Hunsrück) begann, stahl er Häute und verkaufte sie. Dies flog auf und der junge Schinderhannes floh in den Wald. Als er wieder auftauchte, durfte er seine Lehre bei Nagel wieder aufnehmen, jedoch hielt ihn das nicht ab, seine Diebstähle fortzusetzen. Wieder wurde er entdeckt, und er musste abermals fliehen. Noch einmal bekam er die Chance, seine Lehre - diesmal bei einem Verwandten - fortzuführen. Doch lange währte sein Ehrgeiz nicht, und er zog wieder in die Wälder, wo er das ungezwungene Leben der Landlosen, unter ihnen viele Diebe und Räuber, zu schätzen lernte.

 

So nahm seine kriminelle Karriere ihren Lauf. Er schloss sich der „Hunsrück-Bande" um Philipp Ludwig Mosebach an, bis es gelang, ihn im Gefängnisturm zu Simmern (Hunsrück) festzusetzen. Von dort entkommen, floh er in die rechtsrheinischen Wälder, wie in den Taunus und die Wetterau. Er versuchte sich als fahrender Krämer, kehrte aber zu Raubzügen immer wieder in den Hunsrück zurück.

 1800 lernte er Julchen Blasius kennen. Sie war seine letzte Geliebte und gebar ihm einen Sohn, Franz Wilhelm.

 

Insgesamt  können Schinderhannes heute 130 Straftaten wie Diebstahl, Erpressung, brutale Raubüberfälle sowie Mordtaten nachgewiesen werden, oft an jüdischen Einwohnern. 94 Mittäter lassen sich ihm heute nachweisen.

 

Letztendlich wurde Johannes Bückler 1802 bei Wolfenhausen (Taunus) festgenommen und ein Jahr später in Mainz zum Tode verurteilt. Dabei zog er 19 Mittäter in den Tod. Julchen wurde zu zwei Jahren Zuchthaus hingezogen.

 

Die Legenden über den Schinderhannes breiteten sich schon vor seiner Exekution am 21.11.1803 aus. Ihren Ursprung haben sie in einer Entscheidung Napoleons: Als er in Frankreich die Regierung übernahm, bemühte er sich um die Ausweitung seiner Macht. Dies konnte nur gelingen, indem er den Regierungsvertretern echte und vermeintliche Feinde Frankreichs nannte, zu deren Bekämpfung nur er in der Lage war. Unglücklicherweise fiel dabei auch der Name Schinderhannes. Aber dieser war nur dadurch bekannt geworden, da er - anders als die vielen großen Verbrecher - bei Überfällen seinen Namen benutzte. Sofort reagierte die Sensationspresse mit Meldungen, die aus dem kleinen Kriminellen Schinderhannes einen Führer der Aufständischen, sogar einen deutschen Baron machten. So entstanden innerhalb weniger Wochen viele Legenden und Mythen, und sein Ruf als „Robin Hood" war geboren worden.

 Seinen Namen hat er übrigens seiner Lehrzeit als Abdecker zu verdanken, die damals auch Schinder genannt wurden.

 

Heute weiß man, dass Johannes Bückler seinen neu gewonnenen Ruf dazu nutzte, noch brutaler aufzutreten. Selbst vor der Folterung wehrloser Greisinnen schreckte er nicht zurück. Er war weder ein edler Räuberhauptmann, noch ein Freiheitskämpfer und „Robin Hood".

 

Seinen Ruf als „edler Räuber" hat Schinderhannes vor allem Carl Zuckmayer zu verdanken, der 1927 ein Schauspiel über den Räuber schrieb. Auf die Spitze getrieben wurde der Schinderhannes-Mythos schließlich durch Käutners Film von 1957, in dem Curd Jürgens den Räuber in der Hauptrolle spielte.

 

Es steht heute nicht mehr in Zweifel, dass man die Taten des Schinderhannes nicht als edel und ruhmvoll bezeichnen kann, sondern als rücksichtslos und ungerecht. Er beging seine Straftaten allein aus Habgier und dem Verlangen nach einem Leben im Luxus, nicht aus Not - anders als viele andere kleine und große Banditen der damaligen Zeit, die die Kriege und der Hunger zum Äußersten trieben.

 

Der Lebenslauf des Schinderhannes


1777

Hochzeit von Johann Bückler und Anna Maria Schmitt, den Eltern des Schinderhannes, in Miehlen im Taunus

1778/1779

Geburt von Johannes Bückler , dem späteren Schinderhannes , in Miehlen

1784

Die Familie Bückler verlässt Miehlen , um nach Polen auszuwandern . Der Vater lässt sich in Ollmütz vom kaiserlichen Regiment Hildburghausen anwerben und wird Soldat.

21.08.1787

Der Vater desertiert (von den Soldaten entlaufen)

1792

Die Familie lässt sich in Merzweiler, dem Heimatort* des Vaters nieder*

1796

Sie wohnen in Veitsroth , als Schinderhannes* die Familie verlässt.
Er beginnt eine Lehre bei dem Abdecker Nagel in Bärenbach Erste Diebstähle: Ein Pferd, Felle Hammel.* Prügelstrafe und Haft in Kirn , Ausbruch aus der Arreststube, Zuflucht im Hochwald in Züsch und Muhl

14.12.1796

Kirner Steckbrief. Er wird gesucht.*

9.02. 1797

Tuchdiebstahl in Birkenfeld

20.04.1797

Verhaftung und Flucht in Muhl bei Hermeskeil *

Sommer 1797

Stützpunkt in Liebshausen

22.12.1797

Mord am Placken-Klos, einem anderen Verbrecher,* bei der Burgruine Baldenau. Schinderhannes war dabei und hat geholfen.

25.1.1798

Einbruch auf* der Spaller Ziegelhütte

10.7.1798

Verhaftung in Weiden 1 Tag* Haft in Herrstein

17.7.1798

Danach Transport über Idar-Oberstein nach Saarbrücken, Ausbruch in Saarbrücken nach einem Tag

12.08.1798

Mord am Thiergarten. Schinderhannes war dabei als ein Jude aus Seibersbach umgebracht wurde.

25.02.1799

Verhaftung in Schneppenbach bei Budzliese-Ami, 2 Tage in Kirn, danach Gefängnis in Simmern

14.08.1799

Flucht aus Simmern. Schinderhannes flieht aus dem sichersten Gefängnisturm.

24.11.1799

Einbruch in Offenbach/Glan

18.12.1799

Straßenraub am Wickenhof

5.01.1800

Überfall auf eine Kutsche bei Waldböckelheim

11.01.1800

Raubeinbruch mit Mord in Otzweiler, danach erstmalige Flucht Über dem Rhein

13.03.1800

Straßenraub in der Winterhauch auf Jüdische Kaufleute*

19.03.1800

Straßenraub bei Neubrücke in der Nähe von Nohfelden auf Jüdische Kaufleute.

27.03.1800

Straßenraub beim Steinhardter Hof auf den Juden Samuel Ely

12.04.1800

Schinderhannes kann sich in letzter Sekunde einer auf dem Festnahme Eigener Hof bei Hennweiler entziehen*

Ostern 1800

Schinderhannes verliebt sich* in Juliane Blasius (Julchen)** auf dem Wickenhof

30.06.1800

Stiefelschlacht“ bei Schloßböckelheim.

Juli 1800

Pässe von „Johannes durch den Wald“. Schinderhannes gibt gegen Geld Pässe aus, damit die Reisenden nicht überfallen werden.

August 1800

Erpresserbrief an Ferdinand Stumm, den Besitzer der Asbacher Hütte

August 1800

Erpressung der Juden von Hottenbach und Raubüberfall in Hottenbach

August 1800

Schinderhannes haust mit seinen Freunden auf der Schmidtburg*

August 1800

Zuflucht auch auf dem Kallenfelser Hof

August 1800

Räuberball in Griebelschied

6.11.1800

Erpresserbrief an die Gräfenbacher-Hütte

10.1.1801

Überfall mit der Niederländer Bande in Würges (Taunus) auf die Posthalterei

28.1.1801

Raub in Merxheim

15.4.1801

Raubüberfall mit reicher Beute in Laufersweiler den Juden Isaak Moses

16.4.1801*

Die Beute vom Vortag wird im Lemberg bei Oebrhausen geteilt

25.5.1801

Wirtshausschlägerei in Klein-Rohrheim, ein Soldat wird erschossen

05.9.1801

Raubmord in Sötern im Hochwald*

16.9.1801

Widerstand der Bürger bei einem Raubüberfall in Staudernheim

11.11.1801

Waldgrehweiler *wehrt sich

14.11.1801

Fehlschlag in Obermoschel und Flucht über den Rhein.

14.1.1802

Überfall auf die Kratzmühle bei Monzingen*

12.2.1802

Gewaltsamme Erpressung im Neudorfer Hof

20.3.1802

Erpressung auf den Montforter Hof

Mai.1802

Schinderhannes flieht über den Rhein , nennt sich Jakob Ofenloch und zieht als Händler umher

31.5.1802

Schinderhannes wird in der Nähe von Wolfenhausen bei Limburg verhaftet und lässt sich als Jakob Schweikart beim Militär anwerben

8.6.1802

Er wird von Zerfaß veraten

12.6.1802

Schinderhannes wird* nach Frankfurt transportiert und verhört

16.6.1802

Auslieferung an die Franzosen, Inhaftierung im Holzturm in MAINZ

19.6.1802 bis
18.3.1803

Schinderhannes wird in 54 Einzelsitzungen verhört

24.10.1803

Prozessbeginn mit 68 Angeklagten

19.11.1803

Urteilsverkündung: 20 Todesurteile, darunter auch Schinderhannes

21.11.1803

Hinrichtung des Schinderhannes in Mainz

 

 

Julchen Blasius. Die Räuberbraut des Schinderhannes

 

Die bekannteste deutsche Räuberbraut war zweifellos Juliana Blasius (1781-1851). Sie lebte drei Jahre lang mit dem legendären Räuber „Schinderhannes“ (um 1777-1803), der bürgerlich Johannes Bückler hieß, zusammen. Ihr berüchtigter Geliebter wurde am 21. November 1803 mit 19 seiner Kumpane in Mainz geköpft. In französischen Dokumenten jener Zeit hießen die beiden „Julie Blaesius“ und „Jean Buckler“. 

Juliana Blasius kam am 22. August 1781 als viertes Kind des Musikanten und Tagelöhners Johann Nikolaus Blasius (geb. 1751) und seiner Ehefrau Katharina Louisa Blasius, geborene Catharius, in Weierbach bei Oberstein (heute Rheinland-Pfalz) zur Welt und wuchs dort auf. Ihr Geburtsort heißt in älterer Literatur oft Baden-Weierbach, weil er damals zur Markgrafschaft Baden gehörte. Auf der anderen Seite der Nahe lag Salm-Weierbach, das im Gebiet des Fürstentums Salm-Kyrburg lag, das heutige Georg-Weierbach. Das „Julchen“ trat zusammen mit seinem Vater und seiner älteren Schwester Margarethe (geb. 1779) auf Märkten und bei Kirchweihen als Bänkelsängerin und Geigenspielerin auf. Das Todesjahr des Vaters von „Julchen“ und seiner Schwester Margarethe ist nicht mehr eruierbar. Denn die Kirchenbücher von Weierbach aus der Zeit von 1798 bis 1830 liegen nur noch in Bruchstücken vor.